Kath. Pfarrei St. Michael, Ingolstadt-Etting

Orts- und Wallfahrtsgeschichte

Schon in vorgeschichtlicher und römischer Zeit war die Gegend um Etting bereits besiedelt. Die Gründung des Dorfes selber, an der einstigen vielbefahrenen „Salzstraße“ von Ingolstadt nach Nürnberg gelegen, liegt allerdings im Dunkeln, da schriftliche Quellen über die Frühzeit Ettings fehlen. Jedoch rückt ein archäologischer Fund aus spätmerowingischer oder frühkarolingischer Zeit eine Entstehung etwa im 8. Jahrhundert in den Bereich des Möglichen. Die Bauzeit der Kirche ist im 11. oder 12. Jahrhundert anzunehmen, da das für die Eichstätter Diözese eher seltenere Michaelspatrozinium wohl im Zusammenhang mit den häufigeren altbayerischen Patrozinien zu sehen ist, die alle gerade in dieser Zeit entstehen. Zudem wird in dem sog. „Gundekarianum“ eine Kirchenweihe im Jahr 1060 für die Ortsnahmen „Otingun“ und „Ottingun“ erwähnt, welche aber wiederum nicht unbedingt mit Etting bei Ingolstadt identisch sein müssen. Sicher ist allerdings, dass der Ettinger Chorturm im Kern noch romanisch istFür die Zeitspanne zwischen 1180 und 1303 sind Ortsadelige belegt, deren erster, Gozprecht, das Schlösschen erbaute, welches noch heute den Kern einer Gaststätte westlich der Kirche bildet.Etting musste mehrmals schwere Plünderungen und Brandschatzungen über sich ergehen lassen, so 1504 während des Landshuter Erbfolgekrieges, 1546 im Schmalkaldischen Krieg, während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648), des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 – 1718) und ebenso beider Belagerung Ingolstadts durch Napoleons Truppen im Juli 1800. Daher ist auch die Quellenanlage über die Entstehung der Wallfahrt sehr dürftig, da immer wieder etwas verloren ging.Der erste Hinweis auf eine mögliche Wallfahrt findet sich 1602 in einem Bericht des Eichstätter Generalvikars Vitus Priefer, der darin die Existenz der drei Heiligengräber und eines Mirakelbildes mit diesbezüglicher Inschrift erwähnt, wobei letzteres genau auf 1496 datiert wird. Einen schriftlichen Beleg über das tatsächliche Bestehen einer Wallfahrt liefert jedoch erst der Auftrag Herzog Wilhelm V. (1579 – 1597) vom 9. Oktober 1584 an den Rat der Stadt Ingolstadt, Erkundigungen über den Ettinger Kult einzuziehen. Dieser erreichte im Jahre 1627 seinen Höhepunkt, als der Eichstätter Bischof Johann Christoph von Westerstetten (1612 – 1636) vom 2. bis 4. September eine Grabung vornehmen ließ.Man fand alle drei Gräber entlang der Südwand des Kircheschiffs: das erste an der Ecke der südlichen Seitenkapelle zum Langhaus, das zweite unter dem einstigen rechten Seitenaltar und das dritte etwas weiter westlich, noch vor dem Portal.

Bild: Schrein mit den Reliquien der Drei Elenden Heiligen

Den Abschluss der Grabung bildete die Erhebung der Überreste der Drei Elenden Heiligen aus den bisher aufgemauerten Gräbern. Der Bischof wollt so auf die hiesige regionale Wallfahrt aufmerksam machen und als kaiserlicher Kommissar für die Rekatholisierung der Gebiete Pfalz-Neuburg und Oberpfalz eine Ausweitung der Heiligenverehrung erreichen und letztendlich zur Stärkung des katholischen Glaubens beitragen.Als bald darauf in unserer Gegend die Pest ausbrach, der sogar Pfarrer Martin Faber aus Etting zum Opfer fiel, setzte aus der Stadt und den umliegenden Dörfern eine große Wallfahrt ein, weil die drei Heiligen als Pestpatrone verehrt wurden. Während des Dreißigjährigen Krieges brachte man vor dem anrückenden Schwedenkönig Gustav Adolf (1632) und dem schwedischen General Bauer (1641) die Reliquien der Heiligen in der Festung Ingolstadt in Sicherheit.1735 kam Kurfürst Karl Albrecht, der spätere Kaiser Karl VII., mit seinem ganzen Hofstaat zur Wallfahrt nach Etting und nahm auch Wasser vom Ostenbrunnen.Mit dem 50-jährigen Jubiläum der Erhebung im Jahr 1677 verzeichnete die Wallfahrt einen erneuten Aufschwung, denn aus diesem Anlass erschien das Wallfahrtsbüchlein des Pflegers Johann Franz Benno Wurm, das von der Legender der Drei Elenden Heiligen, ihrer Herkunft und ihrem Wirken in „Oethding“ erzählt. Die Legende besagt folgendes:„Zur Zeit einer schweren Christenverfolgung in England verließ der einer adeligen Familie entstammende Kaufmann Archus mit seinen beiden Söhnen Herenneus und Quartanus das Vaterland. Auf ihrer Wanderung kamen sie bis in die Gegend von Ingolstadt. In der Wildnis des Harder Waldes bot ein Felsen den Verschmachtenden wunderbar Wasser und Labung. Sie ließen sich hier nieder und wählten drei Höhlen als ihre Wohnstätte. Nur zum gemeinsamen Gebete kamen sie zusammen. Sie nahmen sich der verfolgten Christen an, begruben die um ihres Glaubens willen Getöteten und starben schließlich eines gottseligen Todes. Über ihren Gräbern baute man eine Kirche. Hie geschahen manche Wunder und von weiter Ferne kamen manche Wallfahrer.“ (Götz, S. 31f.)

Bild: Ehem. Altarbild in der Kirche Etting, um 1690 von Joh. Höss geschaffen: Die Drei Elenden Heiligen vor einer Höhle, im Hintergrund der Ostenbrunnen.

Auf einem spätmittelalterlichen Bild war zu lesen:
„Welche hie zu diesem gothaus kirchfahrten kumen,
Es sein gleich blinde, lamen oder krumen,
Dieselben werden wieder gerat, frisch und gesund
und haben wieder eine fröhlich stund.“

Drei unterirdische Gänge mit Höhlen brachte man – der Überlieferung nach – mit den Drei Elenden Heiligen in Beziehung, die ihnen als Wohnhöhlen gedient haben sollen: Der eine Gang befindet sich im Haus gegenüber dem Kirchturm und ist noch heute zu sehen (Zugang von der Straße aus durch eine niedrige Kellertür verschlossen), der zweite befand sich unter dem Pfarrhaus, der dritte unter dem ehemaligen Wohnhaus des Universitätsprofessors Dr. Rath; alle drei endeten unter der Kirche. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Wallfahrt im Zuge der Säkularisation allerdings ihren Nidergang. Dafür ging man nun daran, die Legende der Volksheiligen und ihre Begleitumstände zu erforschen und auszudeuten. Bis heute sind sowohl die Herkunft als auch der Beginn der Wirksamkeit unklar, und auch die Namen haben im Verlauf der Jahrhunderte Wandlungen erfahren. Bei ihrer ersten Nennung im Gaimersheimer Predigtbuch von 1570 werden noch die deutschen Namen verwendet: Archan, Haindrit und Gardan. Die Abdeckung des ersten Grabes, ein wiederverwendeter römischer Grabstein, den man falsch interpretierte, war der Auslöser für die Umbenennung Heindrits in „Hereneus“. Und aus dem bereits umgeschriebenen „Quardanus“ wurde im Wallfahrtsbüchlein Söhrs „Quartanus“. Man hielt sie für römische Soldaten, für Kaufleute, vor allem aber für angelsächsische Mönche, die entweder im 8./9. Jahrhundert oder aber im 11./12. Jahrhundert in die Gegend kamen. Als ihr Herkunftsland wurde aber meistens England angenommen, weswegen sie den Namenszusatz „elend“ erhielten, was im Althochdeutschen „fremd“ bedeutet.

 

Geschichtliche Daten zur Pfarrei

Die Geschichte der Kirche im gesamten Mittelalter ist unklar, größere Sicherheit herrscht erst ab dem 17. Jahrhundert:

1060 Weihe durch sel. Bischof Gundekar II. von Eichstättromanischer Turmunterbau noch vorhanden
1424 Aufzählung der Pfarrer
1496 Ältestes Zeugnis für die Verehrung der Drei Elenden Heiligen, ein Marikelbild
1584 Bericht über die Drei Elenden Heiligen an Herzog Wilhelm V. durch den Richter Georg Fassold nach der Aussage der fünf ältesten Männer.
Ende 16. Jh. Restaurierung; Kirchenvorbau (?). eventuell für die Zurschaustellung der Reliquien
1627 Erhebung der Elenden Heiligen durch eine bischöfliche Kommission
1658 Beginn der Pfarrmatrikeln
1672 Abtragung und Neubau des Turmes über dem Friedhofseingang
1673 Vergrößerung der Fenster
1676 Barockisierung und Verlängerung des Langhauses um 21 Schuh auf 60 Schuh unter Albrecht Khriner, wahrscheinlich gleichzeitig Einwölbung
1677 Neue Empore; neue Sakristei
1679/1680 Anbau der beiden Seitenkapellen durch Albrecht Khirner – Wiederherstellung des Kirchturms; Deckengemälde in der Sakristei
1693 Ausbesserung des Turms
1696/97 Stuckierung und Freskierung der Kirche;Aufstockung des Turms (durch Sälzl und Oppenrieder)
1697 Schlosskapelle zu Ehren der Drei Elenden Heiligen errichtet 1710 Abbruch des Dachreiters
1712 Anbau der Kapelle an der Westseite für die Verehrung der Drei Elenden Heiligen
1713 Neues Seelhäusl
1715 Abbruch des Kirchturms (Dach)
1723 Neufassung der Reliquien
1719-26 Wiederaufbau des Kirchturms (dabei Beratung durch Gabriel de Gabrieli)
1731 Abbruch eines kleinen Turms (Torturm?)
1740 Ausbesserungen, dabei Erneuerung de KirchenportalsKirchenerweiterung, eigene Kapelle und eigener Altar für die Elenden Heiligen
1833 Neue Orgel auf der zweiten Empore
1853 Kleinere bauliche Veränderungen: Abbruch der Giebelmauer zwischen Kapelle und Kirche; Auffüllung des nördlichen Teils (?); Verlegung der Steinstiege von außen nach innen; Verlängerung des Presbyteriums
1872 Neuromanische Umgestaltung, dabei Entfernung der barocken Einrichtung
1905 Neue Orgel durch Fa. Bittner, Eichstätt
1929 Außenrenovierung
1947/48 Innenrenovierung
1962 Aufstockung an der Westseite und Einbau einer neuen tieferen Orgelempore durch Josef Elfinger; Entfernung der neuromanischen Ausstattung
1975 Neue Orgel, gebaut von WRK, München
1979/80 Aufstellung des heutigen barocken Hochaltares und zweier Seitenaltäre
1984 Außeninstandsetzung
1994/95 Innenrenovierung, Neugestaltung des Altarraumes und Anbau der Taufkapelle
19.02.1995 Altarweihe durch Bischof Karl Braun
1996 Ausmalung der Taufkapelle durch Vladimir Krasnov

 

Außenbau

Gemäß der Tradition, dem Erzengel Michael geweihte Kirchen seiner Erscheinung auf dem Monte Gargano wegen häufig auf Berge zu bauen, steht auch die Ettinger Michaelskirche auf einer Anhöhe inmitten des Ortes. Auch heute noch ist der Chorturm der Kirche mit seiner markanten gestuften Haube weithin sichtbar. Der jüngere obere Turmteil setzt sich mit den abgeschrägten Ecken, den Ecklisenen und großen rundbogigen Schallöffnungen klar vom unteren, etwas breiteren teil ab. Nach Westen schließt sich das Langhaus mit abgewalmten Dach und niedrigeren Seitenkapellen an Nord- und Südseite an. Innerhalb des ehemaligen Friedhofs gelegen, öffnet sich die Kirche dem Besucher an der Südseite mit einem schlichten Rundbogenportal. Dagegen bleibt die Nordseite mit dem runden Treppenturm eher abgekehrt. Im übrigen entsprechen sich beide Seiten in der etwas ungleichmäßigen Befensterung. Auffällig in der barocken Außenerscheinung sind hüben wie drüben die Strebepfeiler, die an die gotische Bauphase erinnern und deren westliche die Länge der Kirche vor 1676 markieren. An der Westseite fügt sich der klare schlichte Kubus der Taufkapelle mit dem verglasten Durchgang dezent an. Unstimmigkeiten im proportionalen Verhältnis von Turm zu Langhaus sind in der Baugeschichte begründet. Die Westkapelle war zwar 1712 angebaut worden, jedoch besaß sie damals noch ein wesentlich tieferes Dach als das Kirchenschiff, so dass es zu einer Höhenstaffelung kam, der sich die Turmhöhe besser anpasste.

 

Innenraum

Das lichte Innere der Kirche mit eingezogenem Chor (Altarraum) vermittelt zunächst den Eindruck der Kreuzform, also das Vorhandensein eines kleinen Querhauses. Bewirkt die neue rechteckige Treppung des Altarraumes gegenüber der vorherigen halbrunden auch eine Einbeziehung der Seitenkapellen in die übrige Kirche, so kennzeichnen die geringere Höhe, die Korbbögen und der rechteckige Deckenstuck sie jedoch als eigene Räume. Sichtbares Merkmal einer frühen Bauphase ist das verschliffene Kreuzgratgewölbe im Chor, und auch ein kleines spitzbogiges Fensterchen hinter dem Hochaltar zeugt von vorbarocken Zeiten.Die Beleuchtung des Chores erfolgt einzig von der Südseite her, während gegenüber nur eine gleichartig gefasste, aber etwas kleinere Stuckblende zu finden ist.   Den westlichen Teil des Raumes prägt die tiefe Empore mit der Orgel, so dass hier der Eindruck von Zweigeschossigkeit entsteht. Durch den Stuck an der Emporenunterseite und der Balustrade wird der Bezug zu Chor und Seitenkapellen hergestellt. Über den runden Treppenturm an der Nordseite gelangt man zur Orgel hinauf. In der Mitte der Westwand befindet sich heute der Durchgang zur Taufkapelle. Er trägt mit seiner Verglasung zur nahezu einheitlichen Helligkeit des Kirchenraumes bei, die das Ergebnis der Umgestaltung von 1994/95 ist. Auffällig ist die für eine barocke Kirche sparsame Verwendung von Stuck, der lediglich als flächiges Rahmenwerk an der Decke, den Fenstern und der Emporenbrüstung, im Chor zusätzlich am Scheitelbogen und dem Fenstergewände auftritt.

 

Fresken

An den größeren barocken Deckenfresken lässt sich die ursprüngliche Länge der Kirche ablesen. Die drei Gemälde bilden zwischen Chorbogen und Empore eine symmetrische Einheit mit einer achteckigen Kuppel (eigentlich ein Klostergewölbe) als Mitte, deren Lage in der heutigen Kirche eher merkwürdig anmutet.

Das östliche der drei 1696 wohl von dem Ingolstädter Johann Georg Höss gemalten Fresken zeigt die Verherrlichung der Drei Elenden Heiligen. Archus als der Älteste und Vater von Herenneus und Quartanus thront in der Mitte auf einer Wolke, flankiert von seinen tiefer sitzenden Söhnen. Die sie umgebenden Engel tragen die Attribute der Heiligen: das Paket und das Schwert, weIche sie in den angenommenen früheren Berufen als Kaufleute bzw. Soldaten ausweisen, Hacke und Schaufel als Heiligenwerkzeug, das für die Beerdigung der verfolgten Christen benötigt wurden. Die Farbe ihrer Umhänge, Blau, Altrosa und Gelb, bestimmen auch den Farbcharakter des übrigen Gemäldes. Dessen Figurenkomposition fügt sich harmonisch in die Vierpassform seines äußeren Rahmens ein.

Das Pfingstfest ist Thema des westlichen Deckengemäldes. Maria und die Jünger erblichen im sich öffnenden Himmel die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, während kleine Flämmchen die Ausgießung des Heiligen Geistes andeuten.

Die Blicke der Figuren richten sich zum Himmel und weisen so gleichzeitig über die Gemälde hinaus zur Kuppel. Er ist nicht nur die Mitte des alten Langhauses, sondern meint auch das Zentrum des christlichen Glaubens: die Heiligste Dreifaltigkeit. Diese kommt dem Betrachter in der Bildmitte in Symbolgestalt als Dreieck entgegen, umgeben von den Himmlischen Heerscharen. Die bildfüllende Partie der großen Engelsgestalten teilt sich in zwei Gruppen: In Altarrichtung sehen wir die Erzengel Raphael, Michael und Gabriel, und in Richtung Orgel vollenden musizierende Engel den Reigen.

Als Kirchenpatron nimmt Michael die Mitte der Dreiergruppe und damit genau die Chorachse ein, wobei Stirnkreuz und Flammenschwert den "Quis ut Deus" (d.i. "Wer ist wie Gott?") genannten Erzengel als Kämpfer Gottes, die Waage aber als Seelenbegleiter und Seelenwäger beim Jüngsten Gericht charakterisieren. Sein Begleiter zur Linken ist Raphael (d.i. "Gott heilt"), der den jungen Tobias geleitet. Rechterhand trägt Gabriel (d.i. "Gott ist stark"), das Rauchfass und den Botenstab, denn er verkörpert ja den Verkündigungsengel. Vielleicht wollte der Künstler auch malerisch die Nähe der Erzengel zu Gott darstellen, indem er sie bis an die Mitte des Himmels heranreichen lässt. Somit würde auch ihre vornehmliche Funktion verdeutlicht, nämlich die Gebete der Menschen unter ihnen zu Gott zu leiten. Mit der differenzierten Neufassung der Pflanzenrahmen wird Gelungenehrmaßen auf die Farbigkeit der drei Fresken Rücksicht genommen, die vor allem auf Blau, Rot, Gelb und Grün beruht. Vieles spricht dafür, dass als Meister die Ingolstädter Bartholomäus Sedlmayr für die Stuckierung und Johann Georg Höss für die Gemälde verantwortlich zeichnen. Beide Künstler waren Sozusagen Vertragshandwerker in Etting. Dabei darf die Stuckierung durch den Bildhauer Sedlmayr nicht verwundern, denn in seinem Beruf war es damals üblich, auch eine Freskierungswerkstatt zu führen.

Im Gegensatz zu den genannten Bildern wirkt das Deckengemälde über der Empore, bei dem auf die Fortführung der pflanzlichen Rahmung verzichtet wurde, im Kolorit etwas düster. R. Walberer, der es 1966 malte, gelingt es so, den Bildinhalt farblich zu unter­ streichen. Das Gemälde handelt vom Beginn der Vision des Johannes in der Geheimen Offenbarung (Kap. 4 und 5). Der Evangelist, am unteren Bildrand knieend, erblickt den thronenden Gott im Himmel, welcher von vier Wewen begleitet wird. Hier werden sie durch die Evangelistensymbole verkörpert: Engel und Adler rechts und links zu Füßen Gottes, Löwe und Stier im "Durchblick". Als Anspielung auf die im Bibeltext eigentlich als sechsflügelig beschriebenen Wesen sind die Flügel des Stieres zu verstehen. Das Lamm - allein würdig, das Buch mit den sieben Siegeln zu öffnen - ist Hinweis auf Kommendes, ebenso wie die Posaunenengel. Die Krone zu Füßen des Johannes steht wohl für die niedergelegten Kronen der vierundzwanzig Ältesten. Bei der Zusammensetzung mit den hl\. Walburga und Wunibald (vor der Klosterkirche Heidenheim) links und dem hl. Willibald (vor der Eichstätter Burg) rechts handelt es sich hier wohl um eine ikonographische Neuschöpfung, in der die drei Diözesanheiligen als Zeugen und als Fürbitter beim Jüngsten Gericht fungieren.

Ein weiteres kleines Deckengemälde, einen Gnadenstuhl darstellend (s. u. Epitaph), findet sich im Chor. Sowohl die grobere Malweise als auch seine Farbigkeit und der etwas unbeholfene barockisierende Stuckrahmen weisen ins 20. Jahrhundert.

Die Felder zwischen den Stichkappen füllen Halbfigurenbilder der zwölf Apostel, zu unterscheiden an ihren Marterwerkzeugen bzw. Attributen. An der Nordseite reihen sich von Osten nach Westen: Judas Thaddäus mit der Keule, Johannes mit dem Kelch und der Schlange, Petrus mit den Himmelsschlüsseln, Andreas mit dem Schrägbalkenkreuz, Matthäus mit der Hellebarde und Bartholomäus mit dem Schindmesser. Gegenüber sind es, ebenfalls von Osten nach Westen: Thomas mit der Lanze, Simon Zelotes mit der Säge, Paulus mit dem Schwert, Philippus mit dem Kreuzstab, Jakobus d.Ä. als Pilger mit Muscheln und Wanderstab und Matthias mit dem Beil. Die Bildform aufgreifend, aber in glatterer Manier, ebenfalls von Walberer gemalt, schließen sich über der Empore die beiden Heiligen Bonifatius (nördlich) und Petrus Canisius (südlich) an, letzterer als Gründer des Jesuitenkollegs in Ingolstadt im 16. Jahrhundert, das eine enge Beziehung zu Etting besaß.

 

Ausstattung

Von der Ausstattung des 19. Jahrhunderts hat sich in der Kirche lediglich der Taufstein erhalten, während aus der Barockzeit mehrere Teile u. a. im Pfarrhaus überlebt haben und seit 1962 an verschiedenen Standorten wieder angebracht wurden.

Der alte Hochaltar wurde 1979/80 durch einen neuen ersetzt. Dieser, aus zwei ehemaligen Seitenaltären der Kirche von Berngau bei Neumarkt in der Oberpfalz zusammengesetzt, ist in seiner heutigen Erscheinung eine Neukomposition der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts und des 20. Jahrhunderts. Ein spätbarockes Ädikularretabel aus korinthischen Säulen, verkröpftem Gebälk und niedrigem Auszug mit einer Baldachindraperie umschließt ein rundbogiges blaues Mittelfeld mit einem auferstandenen Christus im Strahlenkranz auf einer Konsole stehend.

Die Christusfigur ist, ebenso wie die auf dem Gebälk sitzenden Putti, das moderne Werk des Bildhauers Wieland Graf in Eichstätt. Auf der Predella wenden sich die zwei barocken Halbfiguren derMaria und des hl. Johannes Evangelist dem Auferstandenen zu, beides Werke Sedlmayers von 1679, die aufgrund ihres konzentrierten aufschauenden Blickes wohl einst einer Kreuzigungsgruppe angehörten. Das moderne Auszugsbild des Ingolstädters Rudolf Pfaller stellt das Wunder des Mannaregens in der Wüste dar. Frühklassizistische Züge weist dagegen der vergoldete Drehtabernakel auf der Mensa auf, dessen Herz ein Kruzifix bildet. Insgesamt passt sich diese Altarschöpfung in Farbgebung und Proportionen gut in den Chorraum ein.

Der Ingolstädter Architekt Florian Brand entwarf 1994 die Neugestaltung der Altarinsel. Auf einem rechteckigen dreistufigen Podest steht der schlichte Volksaltar aus Gundelsheimer Dolomit, dessen einzigen Schmuck ein imitierter Behang mit jeweils sechs grünen Steinen (stellvertretend für die zwölf Apostel) auf Front und Rückseite darstellt (Ausführung Lang, Eichstätt). Dem Lesepult aus Holz mit Metallapplikationen und auswechselbarem Antependium auf der Epistelseite (links von der Gemeinde) entsprechen die Sedilien im Altarraum. Obgleich das Sakramentshäuschen in Form eines metallenen Schreins auf einer Steinstele als auch das Kruzifix an der Turmwand daneben sich in Materialverwendung und Formensprache an Mittelalterliches anlehnen, tritt uns in diesem Bereich die Moderne offen entgegen. Auch der Evangelienschrein an der nördlichen Turmwand trägt dem Rechnung.

 

Die bekrönenden Figuren des Erzengels Michael und zweier ihn begleitender Engel von 1667 und 1677 über dem Chorbogen sind Teile des ehemaligen Hochaltars, wobei der hl. Michael im Mittelpunkt steht. Den Bezwinger des Teufels zeichnen dabei sein eigentümliches Gesicht sowie zurückhaltendes Pathos aus. Als Bildhauer kommen die Ingolstädter Georg Maurer oder Bartholomäus Sedlmayr in Frage.

Am Bogen der südlichen Seitenkapelle ist heute die Figur der Maria als Himmelskönigin angebracht, das Herzstück des ehemaligen nördlichen Seitenaltars, welcher 1979 aus Oberhaunstadt hierher transferiert wurde und aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Die Maria ist wie ihr Pendant, die Josefsfigur mit Winkelmaß und Modell des Petersdomes an der nördlichen Kirchenschiffwand, ein barockisierendes Werk des 20. Jahrhunderts, wiederum von Wieland Graf gearbeitet.

An der nördlichen Langhauswand fällt eine Figurengruppe ins Auge: ein größeres schmales Kruzifix, umgeben von den Statuetten der vier Evangelisten. Der Christus des um 1679 entstandenen Kruzifixes spricht mit seinen Blutströmen hochbarockes Pathos an, wenn auch die Figur sonst eher verhalten erscheint. Etwa zeitgleich entstanden sind die auf Muschelkonsolen stehenden Evangelistenfiguren der ehemaligen Kanzel (1674), die durch ihre beigegebenen Symbole Engel (Matthäus), Löwe (Markus), Stier (Lukas) gekennzeichnet sind, lediglich der Adler des Johannes fehlt. Die Anbringung an der vorderen Langhausnordwand entspricht dem ursprünglichen Standort der Kanzel, die ihren Zugang von der Kapelle her hatte. Das Kruzifix dagegen befand sich möglicherweise früher an der Chorwand.

Ergänzt wird der heutige Figurenschmuck des Langhauses durch die Statuen der hll. Sebastian und Leonhard aus dem 17. und der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der leicht mystische Blick des hl. Sebastians lässt sich in seiner Richtung auch kompositionell erklären, denn er hatte seinen Platz früher links des Hochaltars.

Realistische Ausarbeitung körperlicher Details einerseits und eine trotz der Fesseln freie Armhaltung andererseits geben der Plastik ihren unverwechselbaren barocken Charakter und machen sie zur ausdrucksvollsten Figur der Kirche. Leider wurde die Skulptur ihres für die Komposition nicht ganz unwichtigen Strahlenkranzes beraubt. Mit Benediktiner-Kukulle, Abtstab und Kette auftretend, übernimmt der hl. Leonhard (18. Jh.) in der Kirche des ehemaligen Bauerndorfes Etting die Aufgabe des Viehpatrons.

Beim Betreten der Kirche durch das Portal fällt jedoch der Blick zunächst auf ein Gemälde, das die Drei Elenden Heiligen als Soldaten vor ihren Behausungen, in diesem Fall einer Höhle und zwei alten Hütten, zeigt. Ihre anbetende Haltung gilt der Allerheiligenerscheinung im geöffneten Himmel über ihnen, in der anhand der Attribute die Apostel und auch ein paar weitere Heilige auszumachen sind. Eine Szene im mittigen Bildhintergrund weist zusätzlich auf die heilbringende Quelle hin, welche angeblich in einer der Höhlen entsprang und die Archus mit Hilfe seines Stabes auf dem Feld stoppte.

Bei der von Blumen streuenden Engeln begleiteten Flucht nach Ägypten an der Südwand gegenüber fällt besonders der originelle scheibenartige Hut Marias ins Auge. Die blasse Farbgebung beider Bilder lässt an einen gemeinsamen Urheber denken, vermutlich wiederum Höss, der sie wohl 1689 fertigte. In seiner Dunkelheit ist auch der untere linke Bereich des Heiligengemäldes mit dem Ältesten von ihnen, Archus, auffällig. Es wird  angenommen, dass diese beiden Gemälde mit den Altarbildern der ehemaligen Kapellenaltäre identisch sind.

Ein Kreuzweg lehnt sich zwar in seiner Ausführung mit 14 Stationen an die barocke Tradition an, ist aber eine Schöpfung des 20. Jahrhunderts.

Bei der Erneuerung des Kirchengestühls 1962 wurden die geschnitzten spätbarocken Wangen wiederverwendet, deren bewegter Umriss dem Gestühl etwas von seiner Strenge nimmt.

Auch die Beichtstühle ordnen sich der Barockisierung des 20. Jahrhunderts unter. Die beiden bekrönenden Engelsköpfe dagegen sind originale Werke des 17. Jahrhunderts von der Hand Maurers, von Höss gefasst.

Einmal mehr wurde beim Prospekt der jetzigen Orgel, die Neubarockisierung der Kirche weitergeführt.

 

Seitenkapellen

In beiden Seitenkapellen findet sich die Erinnerung an die frühere Wallfahrt in Form von Votivtafeln und Legendenbildern. Das Ziel der einstigen Wallfahrt bildet aber der Ende des 17. Jahrhunderts gefasste Reliquienschrein der Drei Elenden Heiligen an der Wand gegenüber. Ein dreiteilig gegliedertes Gehäuse aus Ebenholz (?) mit gedrehten Säulchen und leicht gestuften Bogenabschlüssen ist mit Silberornamentik zusätzlich verziert und wird von dicht geflochtenem Akanthusornament gekrönt. Im Inneren des Schreins erscheinen in jedem Bogenfeld Kopf und Gebeine eines Heiligen, wobei der größte als der des Vaters Archus die Mitte einnimmt, flankiert von seinen Söhnen Herenneus und Quartanus.

Auf Veranlassung der Ingolstädter Apothekerfamilie Plank wurden die Gebeine 1723 im Kloster im Gnadenthal in für die Zeit typischer Art mit Kränzen und Blüten aus wertvollen Materialien gefasst.

Jeweils an der Ostwand beider Kapellen sind je zwanzig Votivtafeln des 17. Jahrhunderts auf einer Holztafel zusammengefasst, wobei davon auszugehen ist, dass sie zu diesem Zweck vermutlich beschnitten und auf ein gleiches Format gebracht wurden und dass sie nur einen kleinen Teil des ehemals Vorhandenen ausmachen. Man muss sich nahezu die gesamten Wände der einstigen Westkapelle mit solchen Täfelchen angefüllt denken. Bei den erhaltenen sind es besonders zwei Ereignisse, die Anlass zu den Stiftungen gaben: die Untersuchung der Gräber und die Erhebung der Heiligen 1627 und deren fünfzigjähriges Jubiläum 1677.

Für die Ortsgeschichte Ettings von Bedeutung sind die beiden Legendenbilder aus dem späteren 17. Jahrhundert an den Westwänden. Bei jenem in der südlichen Kapelle handelt es sich um die Geschichte des Maierbauern, die in verschiedenen Versionen erzählt wird, im Kern aber folgendes besagt: Zur Zeit der großen Wallfahrt, in der die Pilger die Nacht im Dorf verbrachten, benutzten diese einen Bauernhof neben der Kirche als Lager. Sehr zum Ärger des Besitzers, des Maierbauern, dem auf diese Weise viel Heu und Stroh zertreten und entwendet und sein Brunnen bis auf den letzten Tropfen geleert wurde. (Das Versprechen der Obrigkeit auf Schadensersatz stellte ihn nicht zufrieden.) Er sann auf Böses und fragte die Hexe Nirerhaf Lebag (rückwärts gelesen: "Gabelfahrerin") um Rat. Diese riet ihm, sein bestes Pferd zu nehmen und es dreimal um die Kirche herumzutreiben. Der Bauer tat, wie ihm geheißen, doch war nach der dritten Runde aus seinem Schimmel plötzlich ein Rappe geworden. Zwar stellte sich der Pilgerstrom zu seinem Hof ein, aber Tage später, als der Maierbauer mit seinem Pferd auf dem Feld ackerte, kam mit Donnergetöse der Teufel und entführte ihn in die Lüfte. Seit jener Zeit wird dieses Feld "Höllriegel" genannt.

Ebenso lernten die gottlosen Maurer (Nordkapelle) die Macht der drei Heiligen kennen. Nachdem das Kirchdach und die oberen Mauern nach einem Unwetter arg zugerichtet waren, sollte der Schaden von den Maurern wieder behoben werden. Die Handwerker führten während der Arbeit lasterhafte Gespräche und steigerten sich letztendlich so hinein, dass sie in ihren Schmähreden selbst vor den in ihren Gräbern ruhenden Heiligen keinen Halt machten und schließlich sogar Steine auf die Grabstätten hinabwarfen. Zur Strafe wurden sie auf der Stelle blind. Da gingen sie in sich, bereuten und gelobten, wenn sie ihr Augenlicht wieder bekämen, die bis dahin nur mit hölzernen Gittern versehenen Heiligengräber mit Ziegelsteinen aufzumauern. Ihr inniges Flehen wurde erhört, und zum Dank erhielten die Gräber steinerne Aufbauten.

Von den in die Wand eingelassenen Steinen unterhalb dieses letzten Bildes ist besonders der mittlere mit dem schlichten Vortragekreuz interessant. In ihm haben wir jenen Grabstein vor uns, der das zweite Grab abdeckte.

Aus der Ostenbrunnenkapelle stammt das Altarblatt mit der Geburt Christi, vermutlich ein Werk von Höss aus dem Jahr 1679.

"Das Bild zeigt das Geschehen der Heiligen Nacht. Die Geburt Christi ist in einen kirchenähnlichen Raum verlegt, in den das Gewölk mit Engeln einbricht. Absolute Lichtquelle ist das Jesuskind. Maria hält schützend ein Tuch hoch. Auf sie fällt helles Licht; sie ist auf diese Weise aus dem Kreis der Umstehenden deutlich herausgehoben. Der hl. Josef blickt im Hintergrund rechts zwischen Säulen hervor. Auf dem Antlitz der staunenden Hirten findet das Licht des Jesuskindes seinen Widerschein.

Dem Ettinger Weihnachtsbild kommt im Ingolstädter Umland an Stimmung keines gleich." (Dr. S. Hofmann) Das Rokokogemälde im originalen geschnitzten Rahmen darüber stellt einen Glaubensboten im Allgäu, den hl. Magnus ("St. Mang") von Füssen dar. Der Benediktiner mit Abtsstab und Kreuz und seinem Attribut, dem Drachen, erinnert an die Verbindung des Ortes mit den Benediktinern von Niederaltaich. Das Gemälde wird Johann Evangelist Hölzl zugeschrieben.

Sein Gegenüber in der Südkapelle, eine Darstellung des hl. Aloisius, aus dem 18. Jahrhundert, stammt vermutlich ebenfalls von diesem bekannten Ingolstädter Maler.

Wohl eine der künstlerisch wertvollsten Arbeiten der Kirche stellt das Kalksteinrelief in der Westwand derselben Kapelle dar. Das beschädigte Epitaph aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts gibt das Thema der Heiligen Dreifaltigkeit in Form des sogenannten  Gnadenstuhls wieder: Gottvater hält in seinem Schoß den Leichnam des Sohnes, während über ihm die Taube als Symbol des Heiligen Geistes schwebt. Seitlich wird die Trinität von jeweils drei Engeln mit antikisierenden Gesichtszügen begleitet, welche außerdem die Leidenswerkzeuge halten. Sowohl der Darstellungstypus wie auch der leidenschaftliche, mystische Ausdruck der Mittelgruppe stellen das Renaissancerelief in die spätgotische Tradition.

 

Taufkapelle

Ein quadratischer Raum mit ebenfalls quadratischem mittigem Oberlicht bildet die Taufkapelle. Nicht nur in der Regelmäßigkeit der geometrischen Form und der Zahl 4 ist Symbolik enthalten. Die blaue Decken- und Oberlichttäfelung versinnbildlicht den Himmel, die von den vier Raumecken aus in der Mitte zusammenlaufende Metallfassung weist auf das hier zu spendende Sakrament der Taufe und gleichzeitig die Herabsendung des Heiligen Geistes hin.

Genau darunter, das Zentrum der Kapelle bildend, steht der schlichte achteckige Taufstein von 1872 mit neugotischem Blendmaßwerk an einer einzelnen Seite. Seine Abdeckung besteht aus einem 1984 gestalteten Holzdeckel mit den Figuren des knienden Christus und des ihn taufenden Johannes.

Überlagert wird diese klare Symbolsprache von der 1996 erfolgten farbkräftigen Ausgestaltung der Kapelle durch den russischen Maler Vladimir Krasnov. Im Mittelpunkt des Wandgemäldes gegenüber dem Eingang steht die Gottesmutter Maria. Als Quell des Lebens aufgefasst, sitzt sie mit dem Jesusknaben in einer Brunnenschale, aus der das Wasser hinausströmt. Dabei teilt es sich und fließt am Boden der gesamten Kapelle entlang. Derart versinnbildlicht wird Christus so zum neuen Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen zur Basis der ganzen Welt.

Auf etwa gleicher Höhe mit dem Betrachter ziehen von links und rechts Personen aller Zeiten, allen Alters und aller Bevölkerungsgruppen, Kranke und Gesunde zu der Quelle hin, um Wasser zu schöpfen. Gleichzeitig ist hier natürlich auch der heilbringende Ostenbrunnen am Ort gemeint.

Zusätzlich nimmt die Szene in der anderen Hälfte der rechten Wand auf die Orts- bzw. Wallfahrtsgeschichte Bezug, denn dort finden wir vor einer Höhle die Drei Elenden Heiligen dargestellt, sich ebenfalls dem ausströmenden Wasser zuwendend. Die entsprechende Stelle der Wand gegenüber weist auf den eigentlichen Sinn des Raumes hin: die Taufe.

Den oberen Wandbereich nehmen Engel ein. Sie weisen Maria als Himmelskönigin aus und verdeutlichen anhand der Schriftbänder die Gleichsetzung ihrer Person mit der Kirche. Beim Verlassen der Kapelle fällt der Blick auf Christus, dessen Antlitz auf dem Schweißtuch der Veronika von zwei weiteren Engeln gerahmt wird. An diesem Motiv und an anderen Darstellungsmomenten, wie den schematisierten Gesichtszügen oder der Kleidung Marias, manifestiert sich der enge Bezug des Malers zur orthodoxen Ikonenmalerei.

Die Anbindung der Kapelle an den übrigen Kirchenraum wird durch die Bodenpflasterung sowie die moderne Glastür erreicht, wenn auch die Mittelteilung der Tür den Blick vom Kirchenschiff auf den Taufstein etwas behindert.

 

Ostenbrunnenkapelle

Der kleine schlichte Kapellenbau mit halbrunder, leicht eingezogener Apsis und aufgesetztem Giebelreiter bildet heute einen Teil des 1964 angelegten Friedhofs. Außen an der Südostseite führen Stufen zum inzwischen versiegten Ostenbrunnen unter der Apsis hinab. Dieser zweite Anziehungspunkt der Wallfahrt ist aber nicht mit der ersten erwähnten Quelle identisch. 1679 erhielt die Quelle eine neue Einfassung, und in diesem Zusammenhang wird auch der Bau der Kapelle angenommen, die ein Werk des Ingolstädter Stadtmaurermeisters Albrecht Khriners ist.

Ein schlichtes Rundbogenportal führt in die Kapelle hinein, deren Innenraum durch vier Segmentbogenfenster beleuchtet und durch eine flache Holzdecke (20. Jh.) abgeschlossen wird. Ein kleiner schwarz-gold gefasster Altar mit zwei auf die Legende bezogenen Gemälden füllt die erhöhte Apsis. Auf dem rundbogigen Hauptbild sehen wir zum einzigen Mal in Etting die Drei Elenden Heiligen als Mönche dargestellt. Der bärtige Vater Archus steht auf eine Krücke gestützt zwischen seinen Söhnen, von denen der rechte eine Hacke und einen Wassereimer tragend wiedergegeben ist. Die Szene spielt sich vor den Hütten und einem Kapellenbau (St. Albanus ?) im Hintergrund ab, die wiederum in eine Waldlandschaft im Abendrot gebettet sind.

Der rote Himmel taucht auch im Gemälde des Antependiums auf. Eine Gruppe bestehend aus Männern, Frauen und Kindern findet sich an der Quelle ein, um für ihre verschiedenen Gebrechen Heilung zu suchen. Beide Gemälde, um 1870 entstanden, lehnen sich in der Malweise an klassizistische Arbeiten an. Links und rechts flankieren zwei Skulpturen des 19. Jahrhunderts den Altar, Maria und Josef darstellend.

Von den mehrfachen Abbildungen der Drei Elenden Heiligen seien besonders die drei Einzelbilder von 1679 (?) erwähnt, welche Johann Höss zugeschrieben werden. An der Wand gegenüber zeigt ein Gemälde vom Ende des 17. Jahrhunderts Christus als Befreier der Seelen, in der Fegefeuergruppe rechts unten fallen zwei anbetende Figuren, ein Mann und eine Frau, durch ihre Haltung und porträthafte Gesichtszüge auf, weshalb es sich bei den beiden auch um die Stifter des Bildes handeln dürfte, näher bezeichnet durch das Allianzwappen am unteren Bildrand.

 

Die Glocken

Die Pfarrei ist in der glücklichen Lage, zwei historische Glocken von exzellentem Klang aus dem 15. Jh. über die Wirnisse der Geschichte gerettet zu haben. Zu ihnen gesellen sich die Glocken der Glockengießerei F. W. Schilling aus dem Jahr 1965, die das imposante, sehr harmonische Geläut vervollständigen. Die größte Glocke (e) der Firma Schilling ist der Dreifaltigkeit gewidmet und trägt die Inschrift: "Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist"; sie wiegt 1250 kg bei einem Durchmesser von 118 cm. Die zweite, 750 kg schwere Glocke (g) läutet "zu Ehren der drei elenden Heiligen Archus, Herenneus und Quartanus" und erinnert die Gemeinde an ihren missionarischen Eifer: "Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt." Sie bietet mit ihren 104 cm Durchmesser Platz für das Bildnis der drei Heiligen mit den Attributen Schwert (Martyrium), Spaten (Urbarmachung des Landes) und Buch (Glaubensverkündigung). Die dritte Glocke, 660 kg schwer, trägt das Bildnis des hl. Michael, sowie als Inschrift die Deutung seines Namens: " Wer ist Gott?". Die vierte, historische und älteste Glocke (h) trägt die Jahreszahl 1483; die 600 kg schwere Glocke mit einem Durchmesser von 95 cm ist dem hl. Josef geweiht.

Die fünfte Glocke (d'), 250 kg schwer, mit dem Bildnis des hl. Sebaldus versehen, fordert den Hörer auf: "Kämpfe den guten Kampf des Glaubens." Sie hat den gleichen Durchmesser wie die historische, sechste Glocke (es') aus dem Jahre 1492: 72 cm. Die Marienglocke mit der gotischen Aufschrift: " 1492 jar gos mich ulrich v. cölen" fordert zum Mitbeten des "ave maria gratia plena dominus tecum" auf. Sie wiegt 277 kg und wird, da sie sich nicht in das Gesamtklangbild einfügt, als Totenglocke separat geläutet.

 

Die Orgel

Da die vorherige pneumatische Orgel der Firma Bittner aus dem Jahre 1905 große Mängel aufwies, entschloss man sich 1974, eine neue Orgel anzuschaffen und übergab den Auftrag der Firma WRK ORGELBAU in München. Das neue Werk mit 16 klingenden Registern, einem Tremulanten und 3 Koppeln basiert auf einem mechanischen Schleifladensystem, ebenso sind die Spiel- und die Registertraktur mechanisch. Das zweimanualige Werk ist in ein neues - durch die Schleierbretter barockisiertes - Gehäuse eingepasst, dessen Außentürme das Pedalwerk - etwas abgesetzt vom restlichen Werk - aufnehmen. Dieses ist wiederum von 2 kleineren Türmen flankiert, so dass der Blick des Betrachters über die sich  ebenfalls verjüngenden Prospektpfeifen zur Mitte hingeführt wird, dem (kleinsten) Turm des Positivs, der über den Pfeifen des Prinzipals "hängt"

Das Fundament der nach der Disposition von Domkapellmeister W. Menschick geschaffenen Orgel bildet das Prinzipal 8' im Hauptwerk. Neben den 13 Labialregistern ertönt in jedem Werk ein Zungenregister: im Pedal Fagott 16', im Hauptwerk Trompete 8' und im Positiv Regal 8'. Mit großer Sorgfalt wurde auf einen klaren, durchsichtigen, in allen Tonhöhen gut tragenden und trotzdem nicht aufdringlich oder hart wirkenden Orgelklang geachtet.

Die Orgel, die Königin der Instrumente, unterstützt und veredelt nicht nur das Lob Gottes der Pfarrgemeinde; sie ist mir selbst ein Bild dieser Gemeinde: jeder trägt dazu bei, dass sie lebendig ist, groß und klein vereinen sich in Harmonie und legen Zeugnis von ihrer Freude am Glauben und der Freude an Gott ab.